Zur Geschichte Pinkafelds

Eine Zusammenfassung der Geschichte Pinkafelds von Mag. Rudolf Köberl.

Die wechselvolle Geschichte Pinkafelds reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Funde, die ca. 5000 Jahre alt sind. Seit dem 2. Jh. vor Chr. existierte südlich von Pinkafeld eine La Tene-zeitliche Eisenverhüttungsanlage, die dazugehörige keltische Siedlung lag im Bereich des heutigen Bahnhofs. Aus der Römerzeit stammt eine Vielzahl von Hügelgräbern (tumuli) rund um Pinkafeld, die vorwiegend Gefäßfragmente und Knochen enthielten.

Die erste urkundliche Erwähnung Pinkafelds stammt aus dem Jahr 860. König Ludwig der Deutsche schenkte damals dem Erzbischof von Salzburg neben zahlreichen anderen Besitzungen das Gut „ad Peinicahu“ – das heutige Pinkafeld. Die aufstrebende Siedlung gehörte zum Besitz der Güssinger Grafen. Im Jahr 1289 wurde der Ort mit seiner Wehrkirche im Zuge der „Güssinger Fehde“ zerstört.

Im 14. Jh. entwickelte sich Pinkafeld zum Vorort und wirtschaftlichen Zentrum der Herrschaft Bernstein, zu der die Siedlung seit 1291 gehörte. Diese Entwicklung wurde um die Mitte des 14. Jhs. durch die Verleihung verschiedener Marktprivilegien durch den Ungarnkönig Ludwig den Großen gefördert und gipfelte in der Erreichung der Unabhängigkeit von der Herrschaft Bernstein im Jahr 1397. Damals verlieh der Grundherr Nikolaus von Kanizsay den Pinkafeldern die hohe und niedere Gerichtsbarkeit, das Markt- und Mautrecht, Freiheit von Abgaben und Robot sowie die freie Richterwahl. Die Pinkafelder waren in den folgenden Jahrhunderten stets darauf bedacht, sich diese außerordentlichen Privilegien zu bewahren.

Im 15. Jh. begann ein rascher wirtschaftlicher Aufstieg des „privilegierten Marktes“. Im Jahr 1445 kam Pinkafeld in die Pfandschaft Kaiser Friedrichs III., der die Privilegien bestätigt und um die Zollfreiheit erweitert hat. Am 14. April 1459 wurde Kaiser Friedrich III. am Lamplfeld südlich von Pinkafeld von Truppen des Ungarnkönigs Matthias Corvinus überfallen und zum Rückzug gezwungen. 1463 fiel Pinkafeld samt der Herrschaft Bernstein an die Habsburger und blieb nun beinahe 200 Jahre beim Haus Österreich.  

In der Zeit der Türkenkriege hatte auch Pinkafeld schwer zu leiden. 1529 wurde der Ort gebrand-schatzt, 1532 vollkommen zerstört. Im 16. Jh. hielt auch die evangelische Lehre ihren Einzug in Pinkafeld, gefördert durch die Königsberger, die seit 1517 die Herrschaft Bernstein inne hatten. Im Jahr 1644 erwarb Graf Adam von Batthyány die Bernsteiner Herrschaft. Im Jahr 1649 wurde diese Herrschaft mit Pinkafeld in den ungarischen Staatsverband überführt, wo der Markt nun bis 1921 bleiben sollte. Die neuen Grundherren errichteten in Pinkafeld um 1658 ein Schloss. Im Jahr 1669 wurde die Herrschaft Bernstein zwischen den Brüdern Paul und Christoph Batthyány geteilt und damit die selbständige Herrschaft Pinkafeld begründet. Im Türkenkrieg 1663/64 kam es in Pinkafeld zu einem Kampf zwischen türkischen Truppen und bewaffneten Bürgern, wobei letztere siegreich blieben. Im großen Türkenkrieg 1683 wurde der Markt von steirischen Bauern und Grenzschützern, als Vergeltung für die Einfälle batthyánischer Truppen im steirischen Gebiet, geplündert und total verwüstet.

Im 18. Jh., dessen erste Hälfte durch Privilegienstreitigkeiten mit den Grafen Batthyánys geprägt war, erfolgte ein enormer Aufschwung von Handel und Gewerbe, wobei nun die Tuchmacher die Lederer als die bedeutendste Zunft ablösten. Im ersten Drittel des 19. Jhs kam es durch die Franzosenkriege, die eingeschleppte Cholera und durch mehrere Brandkatastrophen zur völligen Verarmung des Marktes. Trotz dieser Not erlebte Pinkafeld damals eine kulturelle und geistige Blütezeit durch das Wirken von Gräfin Franziska Batthyány und Pfarrer Joseph Michael Weinhofer. Viele Mitglieder des „Wiener Romantikerkreises“ um Clemens Maria Hofbauer, wie Zacharias Werner, Roman Zängerle, Johann Emanuel Veith, Eduard Steinle, Leopold Kuppelwieser und andere verweilten in den Sommermonaten im Pinkafelder Schloss und hinterließen im Ort zahlreiche „künstlerische Spuren“. Zur gleichen Zeit trat auch das Pinkafelder Landgericht letztmalig in Erscheinung. Im Jahr 1828 wurde auf dem Gerichtsberg der Räuberhauptmann Nikolaus Schmiedhofer, bekannt als „Holzknechtseppl“, hingerichtet.

Nach der Revolution von 1848/49 verlor der „privilegierte Markt“ allmählich seine alten Vorrechte und nach dem Ausgleich von 1867 zwischen Österreich und Ungarn machten sich die Magyarisierungstendenzen auch in „Pinkafö“ bemerkbar. Bis zur Jahrhundertmitte erholte sich die Wirtschaft und das Pinkafelder Handwerk erlebte seine höchste Blütezeit. 1850 befanden sich in den mehr als 40 Pinkafelder Zünften 661 eingetragene Meister, von denen 282 von auswärts als Landes-meister inkorporiert waren. Im letzten Drittel des 19. Jhs. erfolgte auch in Pinkafeld der Wandel vom Handwerk zur Industrie. Aus den Tuchwalken entstanden mehrere Textilfabriken, aus dem Lederhandwerk die Lederfabrik und Gerberei. Eine Brauerei, Pechfabrik, Zündholzfabrik, Papiermühle und ein Eisenhammer waren Zeugnisse des wirtschaftlichen Wohlstands.

Der 1. Weltkrieg brachte viel Leid über die Bevölkerung, aber auch eine kurze Hochkonjunktur der Textilindustrie infolge von Militäraufträgen. Nach dem Anschluss des Burgenlandes an Österreich im Jahr 1921 kam es durch den Verlust der Absatzmärkte im Osten zu großen wirtschaftlichen Problemen. Durch den Anschluss an das österreichische Eisenbahnnetz im Jahr 1925 und die Gründung weiterer Textilfabriken erholte sich die Wirtschaft und Ende der 20er Jahre war Pinkafeld der bedeutendste Industrieort des Südburgenlandes. Dieser Aufschwung wurde in den 30er Jahren durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise jäh gestoppt. Im Jahr 1937 erfolgte die Stadterhebung Pinkafelds aufgrund seiner rechtlichen und wirtschaftlichen Bedeutung in der Vergangenheit.

Der 2. Weltkrieg forderte große Blutopfer von Pinkafeld und den Zusammenbruch der Wirtschaft, die sich erst nach Ende der Besatzungszeit so richtig erholen konnte. Nach 1955 entwickelte sich Pinkafeld durch eine nochmalige Hochblüte der Textilindustrie zu einem der bedeutendsten Industriezentren des Burgenlandes. Nach dem Zusammenbruch der Pinkafelder Textilfabriken durch die Textilkrise 1966 erfolgte der Wandel vom Industriezentrum zu einem modernen Schul-, Einkaufs- und Freizeitzentrum. Mehrere mittlere und höhere Schulen, zwei Studiengänge der Fachhochschule, ein Sport- und Freizeitzentrum, der Sportflugplatz, zahlreiche Fachgeschäfte, moderne Industriebetriebe, die Garnison, das SOS-Kinderdorf, das gepflegte und gut erhaltene Stadtbild mit seinen zahleichen Sehenswürdigkeiten, ein vielfältiges gastronomisches Angebot sowie zahlreiche weitere Einrichtungen zeugen von der ständigen Aufwärtsentwicklung der Stadt Pinkafeld.          
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© 2002 Mag. Rudolf Köberl

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